Einmal Biennale und zurück

 

Da bin ich wieder! Eine Woche Venedig!

Gehirn voller Eindrücke! Zeit für ein kurzes Résumé der letzten Tage.

Aber zum Aufwärmen, ein paar Impressionen von diesem verzauberten und verzaubernden Ort, der mich jedes Mal wieder total berührt!

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Es ist, als tauche ich in ein Bild. Realität und Wirklichkeit verschwimmen und spätestens bei der nächtlichen Fahrt auf dem Canale Grande, dieses Mal beleuchtet von einem vollen Mond, umgeben von singenden Gondolieri, der Farbigkeit der Pallazi und dem bunten Gewimmel von Vaporetti, Taxi und allem was sonst noch so Platz hat oder sucht, sind bei mir die Schleusen geöffnet! Ich bin berührt…tauche tiefer ab in die Farben und den einzigartigen Charme dieser Stadt.

 

 

 

 

 


 

 

 

Pittoresk, jeder Blick ein Foto wert…wert festgehalten zu werden. Ja, so denken sie wohl alle. An wenigen Orten sieht man so viele Menschen mit Bildeinfanggeräten vor der Nase, über dem Kopf oder auch auf diesen grässlichen neuen Selfiestangen.  An jeder Ecke statten Fliegende Händler (auf die ich später noch im Zusammenhang mit dem Deutschen Pavillion zurückkomme)  diejenigen, die noch nicht mit eigener Teleskopstange reisen, für ein paar Euro gern aus. Die Selfiestange! Nichts dagegen, mal ein Foto aus dieser sicher sehr reizvollen Perspektive zu schießen. Wie bizzar wirken nun aber diese vielen Menschen, sich um sich selbst drehend, auf der Suche nach der perfekten Selbstinszenierung. Wild kreisend unter dem ausgestreckten Arm, um möglichst gut abgelichtet zu werden. Eine eigene Kunstform vielleicht ;-)?!  Ist es nicht mehr angesagt, jemandem zu bitten ein Photo zu machen?! Immer freundlich sind die Reaktionen und es haben sich schon tolle Gespräche daran angeknüpft.

 

 

 

FullSizeRender-5Ich hätte mir übrigens so manches Mal mehr von diesen Schildern gewünscht

 

Ich habe mir in den letzten Tagen immer mal wieder die Frage gestellt, wie viel Millionen Fotos hier wohl täglich gemacht werden?! Dachte an einen meiner Künstlerlehrer der mich bei jedem Bild gefragt hat: „Überleg dir, ob dieses Bild die Welt bereichert . Macht es einen Unterschied?“

Gilt das wohl für Fotos auch?! Aber vielleicht wird die Knipserei ja bald weniger, wenn das Urheberrecht, wie aktuell im EU-Parlament diskutiert, auch auf Bauwerke ausgedehnt wird. Nicht jeder wird Lust haben, sich vor der Veröffentlichung seines Selfies vor dem Dogenpalast die Genehmigung des Architekten einzuholen 😉

 

 

Ich habe dieses Mal am Lido gewohnt. Eine bewusste und wie sich zeigte gute Entscheidung, um nicht die ganze Zeit im Trubel zu sein. IMG_2833 Und der Weg übers Wasser hin und zurück, gestattet es den vielen Eindrücken sich in Ruhe  schon mal etwas setzen zu dürfen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun aber zum Hauptakteur meiner Reise..der 56ten Biennale mit dem Titel

„All the worlds futures „

Unter dieser Überschrift hat Okwui Enwezor die Künstler arbeiten lassen. Und mein Eindruck nach diesem Augen- Ohren- und Körperbad: Es wird nicht besser! Jedenfalls aus der Sicht der Künstler.

Bedrückende Installationen, entmenschte Szenarien einer virtuellen Zukunft. Die Frau ausgebeutet und diskriminiert.

Ja, Kunst soll wachrütteln, anregen, aufMERKsam machen. Trotzdem habe ich mich in den letzten Tagen das ein oder andere Mal gefragt, ob es sich nicht eben dadurch auch manifestiert?!

Und Trotzdem! Ich bin beeindruckt!

Auch der Deutsche Pavillion hat mir dieses Mal sehr gut gefallen! Das Ungetüm, mit dem sich seit dem protzigen, monumentalen Umbau der Nazionalsozialisten 1938 die Künstler herumärgern müssen. Und nein, abgerissen wird hier nichts! Die Gebäude stehen unter Denkmalschutz 🙂

DIE FABRIK

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Der Haupteingang zugemauert, ein kleiner Treppenaufgang an der Seite freigelegt. In diesem Jahr stellt die Nutzung gleich mehrere Bühnen bereit. Mehr dazu auch hier..

Eine Fabrik der politischen Erzählungen und der Analyse unserer Bildkultur.

Für mich, einer der besten Beiträge, die 7 Monate dauernde Aktion von Olaf Nicolai, der auf dem Dach Bumerangs schnitzen lässt. Sichtbar werden die Akteure nur von Zeit zu Zeit, wenn sie an den Rand des Daches treten um ihre Wurfobjekte zu testen.

Jede Woche wandert dann eine Anzahl fertiger Objekte zu den fliegenden Händlern und entziehen sich damit der sofortigen Umwandlung in rentable Kunstobjekte. Wunderbar!

Schattenökonomie unter gleissender Sonne. Nicht sichtbar wer das Produkt herstellt und wo es verbleibt.

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Eindrucksvoll auch die Installation im japanischen Pavillion. Dort hat die in Berlin lebende Japanerin Chiharu Shiota unter dem Titel „The key in the hand“ 180000 Schlüssel an roten Schnüren verknotet im Raum gespannt. Zuerst waren die Schnüre schwarz, aber das wirkte nicht so richtig. Also alles wieder ab und rote Schnüre her. Gut gemacht! Es hat sich gelohnt!

Der serbische Beitrag hat mir Pipi in die Augen gedrückt. Haufen Fahnen von nicht mehr existierenden Nationen…..darunter auch die Deutsche Demokratische Republik, Tibet und und und. Bevor der Künstler die Flaggen auf ihren Scheiterhaufen getürmt hat, sind ihre Farben ausblutend auf dem Boden verwischt worden.IMG_2524

Aber es gab auch so schöne Beiträge, wie die Leinwände, die an Schulen in aller Welt verteilt worden sind und dort als Unterlagen für Maltische dienten. So sind durch die Kinderhände in Überall, farbenfrohe, futuristische Bilder entstanden. Mutmachend, verbindend und kreativ.

 

 

Die Hauptpunkte der Biennale sind die Gardini und das Arsenale. Die Atmosphäre in den Gardini liebe ich ganz besonders. Ein guter Ort um einzusteigen in die Fülle der Kunst die sich hier bietet. Hier noch etwas verspielt und leicht, versöhnlich mit viel Natur und Traumblicken aufs türkisblaue Wasser. Auch sehr sehenswert sind die vielen collateralen Events die zumeist in den Pallazi rund um den Canale Grande stattfinden. Ich habe mir dieses Jahr sehr viele angesehen. Wie auch letztes Mal, hat mir der Palazzo Bembo besonders gefallen. „personal structures crossing borders“.

Doch auch ein Abstecher nach San Giorgio hat sich nicht nur wegen des tollen Ausblicks vom Glockenturm gelohnt!

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Sowohl die Armee der leeren Hüllen in Menschengestalt, die Magdalena Abakanowicz unter dem Titel „crowd und individual“ einem tierisch anmutenden Ding gegenübergestellt hat, als auch die Installation „Together“ von Jaume Plensa.

Das Stahlgitter, das sich beim näheren Betrachten als Gesicht zeigt, gegenüber die segnende Hand.

 

 

 

 

 

 

Und das Jackson Pollock einen Bruder hatte, der ebenfalls Künstler war und von dem es auch ein paar drip paintings gibt, weiß ich nun seit dem Besuch bei Peggy Guggenheim. Dort wird aktuell eine Retrospektive seiner Arbeiten gezeigt! Überhaupt, an diesen wunderbaren Ort voller Kunst habe ich eine ganz wunderbare Erinnerung, seit ich vor 2 Jahren Gast einer „Happy Spritz Party“ sein durfte  🙂

 

So, ein kleiner Eindruck! Ein klitzekleiner! Wer mehr möchte, dem empfehle ich eine Reise nach Venedig oder einen Besuch in meinem Atelier, das jeden Samstag geöffnet ist..und wenn ich nicht grad in der Welt herumreise gilt:

Der Künstler ist anwesend

Und eins noch: Für mich ist die Zukunft einladend, positiv und voller Menschen, die sich gegenseitig unterstützen IHR POTENZIAL, den Künstler in sich zu leben!

bis bald

Deine/ Ihre Birgit Dierker, inspiriert!

PS: wie immer gilt, finden Sie Fehler? Mag sein! Ich denke in Bildern

 

 

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