Initiation oder auch warum wir Rituale lieben (sollten)

aus dem Krisenbegleiter Petranovskaja/Dierker ISBN 978-3-7526-2562-2 , 2020

Krise und initiation
Oder auch warum wir Rituale lieben (sollten).

Der Begriff Initiation leitet sich vom lateinischen initium (»Eintritt«) ab und bedeutet soviel wie »Einführung«, »Einweihung«.

In Zeiten lebenszyklischer Veränderungen, wie der Geburt, der beginnenden Pubertät, bei der Hochzeit oder bei Krankheit und Tod — ebenso jedoch bei sozialen Veränderungen,— verlässt das Individuum symbolisch einen geordneten Raum, um nach einer Phase des Übergangs einen neuen zu betreten.

Die Gefahren und Ambivalenzen des Wechsels regeln Rituale

Initiationsriten sind das älteste uns bekannte System spiritueller Unterweisung. In unseren westlichen Gesellschaften haben wir keine echten Initiationsriten mehr.

Was wäre, wenn wir Beschreibungen über die Initiationsritualen als Anregung nähmen, menschliche Krisensituationen, hervorgerufen durch körperliche Erkrankungen oder durch schwerwiegende Lebenseinschnitte, als Anlass für den Übergang (die Initiation) in ein neues seelisches Gleichgewicht zu nehmen?!

Der Psychoanalytiker Hartmut Kraft stellt dazu die gewagt erscheinende Hypothese auf:

Krisen und Krankheiten lassen sich als gesundheitsfördernde Impulse verstehen

„Krankheitsverläufe und Lebenskrisen können dann als Wandlungskrisen bezeichnet werden, wenn es im Anschluss an die Krankheit oder Krise zu einer positiv bewerteten Änderung kommt. Diese kann sich biomedizinisch zeigen, zum Beispiel durch eine bessere körperliche Gesundheit, psychisch durch größere seelische Belastungsfähigkeit und sozial durch eine höhere psychosoziale Kompetenz.“

Aus meiner persönlichen Reise durch vielfältige Krisen kann ich die Hypothese bestärken. Ich nenne meinen persönlichen Prozess immer

Verphönixen

Und daran wird schon deutlich, dass es immer auch darum geht etwas in mir sterben zu lassen. Dysfunktionale Glaubenssätze, alte Muster…Schichtarbeit in die Tiefe und gleichzeit in ein höheres Bewusstsein.
Um einen weiteren Blick zu erhalten, musst du dich aufmachen in den Keller deines Selbst zu klettern. Paradox?!
Vielleicht
Aber letzendlich sind wir umgeben von Paradoxien.
In meiner Arbeit wende ich oft und gern paradoxe Interventionen an. Sie aktivieren die Widerstandskraft des Organismus und helfen, dass die Selbstheilungskräfte stärker werden.
Was wirkt mehr bei kalten Händen. Kaltes oder warmes Wasser?

Doch das ist ein anderes Thema.

Zurück zu den Ritualen.

In den meisten Übergangsritualen gibt es laut Dr. Stefan Eisenhofer, Historiker und Ethnologe eine wesentliche Übereinstimmung :

„Sehr oft wird das sozusagen mit einem rituellen Tod in Verbindung gebracht. Sozusagen man stirbt als Kind oder man stirbt als das Wesen, was man bis dahin gewesen ist und steht wieder auf als neuer Mensch, als neuer Erwachsener.“

Verphönixen halt.

Und darum lieben wir Rituale.

Welche Rituale helfen Dir in Krisenzeiten?

Scroll to top