lost and found

Warum Führungskunst heute so wichtig ist

„Früher war alles einfacher“. Hörst Du* das auch gelegentlich, wenn es um das Thema Führung geht?!
Industrie-Zeitalter: Arbeit gegen Geld war die Aufgabe, transaktionale Führung das Werkzeug der Wahl.
„Great-Man-Theorien“, die Idee, dass es „natural born leaders“ gibt, hielt sich lange. In manchem Unternehmen begegnet mir diese Haltung auch heute noch.
Und wusstest Du, dass in vielen Führungsseminaren noch immer Erkenntnisse gelehrt werden, die fast 100 Jahre alt sind?! Denn so lange ist es her, dass Kurt Lewin, der Begründer der Sozialpsychologie, untersuchte, ob auch das Verhalten eine Situation verändern kann. Er gilt als Vater der drei klassischen Führungsstile, die da sind:

Autoritärer bzw. hierarchischer Führungsstil – Demokratischer bzw. kooperativer Führungsstil – Laissez-faire-Führungsstil

Wer zukunftsfähig führen möchte oder muss, benötigt neue Führungsinstrumente, denn die althergebrachten wirken nicht mehr

Woher kommt der Bedarf nach einem neuen Führungsstil?

Wir sind in der VUCA –Welt angekommen.

VUCA ist ein Akronym für die englischen Begriffe

Volatility
Uncertainty
complexity
ambiguity

entstanden in einer Millitärhochschule in den 90er Jahren, hat er sich auch auf andere strategische Handlungsfelder ausgebreitet und beschreibt schwierige Rahmenbedingungen in Unternehmensführung.
Wir müssen lernen, mit komplex dynamischen Systemen umzugehen, und die Tendenz für die zukünftige Entwicklung ist klar, denn wir befinden uns durch die Digitalisierung auf einer exponentialen Entwicklungskurve. Hui….
Überall in Unternehmen begegnen mir aktuell Unsicherheit und Überforderung, und wie so oft, wird in solchen Situationen nach jedem vermeintlichen Strohhalm gegriffen.

Aktuell steht auf diesem zumeist AGIL.

Reduziert auf die reinen agilen Tools soll alles sprinten, kanbanen oder Time boxen.
Nicht, dass ich kein Freund der Stoppuhr oder gut strukturierter Prozesse bin. Dies ist nicht wirklich neu, und es ist gut, wenn über diese Prozesse auch die letzten Zeitverbrennungsmeetings auf dem Prüfstand stehen.
Doch was ich in dieser Diskussion vermisse, ist die Diskussion über die Haltung dahinter und auch das Wissen um Ursprünge und Sinnhaftigkeit.
Häufig wird in Kundenanfragen zwar meine Fähigkeit, Wissen über Agilität zu vermitteln abgefragt und das Ziel verkündet, das System soll nach meinem Einsatz agiler arbeiten, aber oft erlebe ich dann im nächsten Schritt das „Hasenherz“ des Unternehmens. Das Neue, Flexible, Moderne wird in der Vorbereitung altmodisch einfach nicht zeitgemäß behandelt.

  • Synchron statt asynchron
  • Formal und fixiert statt dynamisch
  • In einer formalen Struktur statt im Flow
  • Mit einer starken Top-Down Kontrolle
  • Autoritär statt kollaborativ
  • Über Verhalten statt über Haltung

Schade! Denn wir sind mitten drin in der Veränderung und ganz im Darwinschen Sinne, wird der Fitteste überleben.
Doch was bedeutet „fit sein“ im Kontext dynamisch komplexer Veränderungen?
Dass die Planbarkeit eines Projektes über 2 Jahre mit einem konkret beschriebenen Startpunkt A und Ende Z nicht mehr laufen, merken wir deutlich und ist im Cynefin-Framework wunderbar erklärt. Iteratives Vorgehen ist notwendig. Wie im richtigen Leben, ein Schritt nach dem anderen.

Von Künstlern lernen

Für mich als Künstler ist das alles nicht neu. Mir ist heute bewusst, dass mein Engagement im Aufbau eines Direktvertriebes insbesondere von meinen Erfahrungen in der Auseinandersetzung im künstlerischen Prozess profitiert hat. Und dass mein Umgang mit Kreativität uns unterstützt hat, als Team erfolgreicher und vor allem zufriedener zu sein.
In der Unternehmenswelt jedoch leiden wir darunter, alles vertoolen zu müssen.
But: „a fool with a tool“ – ihr kennt das alle…
Und so fällt auch die Kreativität diesem Phänomen häufig zum Opfer und wird auf reine Anwendung von Methoden reduziert.
Doch wir sollten  damit beginnen, sie aus diesem Kontext zu entlassen und sie anerkennen.
Anerkennen als den wichtigste Schatz, den wir Menschen mitbekommen haben und der uns auch zukünftig – ich hoffe, noch sehr lange – der KI* überlegen sein lässt.

Kreativität zeigt sich in einer offenen Haltung und in einer bestimmten Arbeitsweise. Darum können moderne Führungskräfte eine Menge von Künstlern lernen.

 

Was Agilität und Kunst gemeinsam haben

Wie geht nun Führungskunst? Und wie profitieren dann auch Deine Mitarbeiter von dem neuen Führungsstil?

Wie schaffen wir es, unser Verhalten oder besser, unsere Haltung, den Bedingungen unserer Zeit anzupassen?

Im agilen Kontext sind wir aufgefordert zu experimentieren, gemeinsam zu lernen und Fehler zuzulassen. Und das ist – wie jeder Paradigmenwechsel – herausfordernd und fremd.
Darum eben lohnt sich, Berufsgruppen anzuschauen, die von je her agil arbeiten. Und allen voran sind das die Künstler. Ebenso wie Führungskräfte meistern Künstler komplexe Aufgaben. Doch Haltung und Herangehensweise unterscheidet sich fundamental vom klassischen Führungsideal.

Schauen wir also auf sieben Charakteristika von künstlerischem Handeln.

  • Künstler lassen sich auf den kreativen Prozess ein
    Zu Beginn wissen auch Künstler nicht, wohin sie ihr neues Projekt führen wird. Sie starten mit einer Idee aber keineswegs überlegen sie, die selbstgesetzte Aufgabe nach einem festen Plan zu erarbeiten. Sie wissen, dass jeder neuen Lösung eine Inkubationszeit voran geht. Sie gehen iterativ vor und lassen sich von Fehlversuchen nicht irritieren. Überhaupt ist ihre Frustrationstoleranz hoch. Ihr Arbeitsmodus ist: an einer Aufgabe arbeiten und wieder loslassen. Sie vertrauen darauf, dass ihr Unbewusstes weiter aktiv ist.
  • Sie haben eine hohe geistige Flexibilität
    Widersprüche sind für sie weder erschreckend noch stellen sie einen Makel dar. Vielmehr sind sie interessant, weil sie zu einem Perspektivwechsel auffordern: Lassen sich die Widersprüche verbinden? Welche Varianten sind dabei denkbar? Welche Ressourcen sind greifbar und womit können sie arbeiten? Ein Künstler betrachtet scheinbare Gegensätze aus verschiedenen Blickwinkeln und mit einem offenen Mindset. Die Bewertung findet nach objektiven Kriterien statt, konstruktiv und nicht nach richtig oder falsch.
  • Künstler sehen überall Möglichkeiten. Sie nehmen ständig auf und sehen Lösungen, die Futter für weitere Überlegungen sind. Ein Notizbuch ist ein fester Begleiter, weil sie um die Tatsache wissen, dass gute Ideen flüchtig sind.
  • Abstand nehmen, abstrahieren
    Künstler lassen gewohnte Sichtweisen los. Sie klammern nicht. Lieber treten sie einen Schritt zurück und nehmen Abstand. Dieses „dissoziieren“ ermöglicht ein fluides Denken sowie Flexibilität.
  • Sie sind ausdauernd, denn sie sind angetrieben von einer Idee, getragen von einer Vision. Sie haben ihr „WARUM“ im Herzen.
  • Sie übernehmen Verantwortung nehmen aber Fehler nicht persönlich, da sie wissen, dass sie Teil von etwas Größerem sind.
  • Und das wohl wichtigste Indiz für einen kreativen Geist, ist die Offenheit für neue Erfahrungen.

Kreativität bedeutet: Etwas Neues zu schaffen. Oder auch: abstrahieren, verfremden und neu zusammen setzen. Kreativität ist auf keinen Fall an ein festes Berufsbild geknüpft.

Eine gute Führungskraft ist daher für mich ein Führungskünstler.
Und um gleich mal mit der romantisch verklärten Vorstellung über die Arbeit eines Künstlers aufzuräumen: Kreativität ist oft harte Arbeit. Oder auch nach Edison: 99% Transpiration und 1% Inspiration
Zu Führen – uns und/oder andere ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Die Frage ist, inwieweit wir es uns erlauben, der Führungsarbeit eine künstlerische Seite abzugewinnen.

Die Auseinandersetzung lohnt, denn kreatives Arbeiten motiviert. Kreativität macht den Menschen im Innersten aus. Wenn sich Führungskräfte diesem Geist öffnen und selbst so arbeiten, motivieren sie ihre Mitarbeiter. Mit der Öffnung in einen kreativen Prozess, öffnen wir Räume für Mitgestaltung. Darauf kommt es zukünftig noch mehr an und dann ist Co-Kreativität nicht nur ein Schlagwort, sondern eine zutiefst erfüllende Erfahrung.

Und darum wünsche ich mir mehr Führungskünstler.

In diesem Sinn

Bleib inspiriert¡

Birgit Dierker ist executive Coach, Trainerin, Consultant und Künstlerin. In ihrer Person treffen 20 Jahre Führungserfahrung und Vertriebskompetenz auf kreative Schaffenskraft. Ihre Stärke liegt darin, ANDERE darin zu unterstützen, ihr Warum zu finden und zu visualisieren, in der Inspiration für festgefahrene Prozesse zu geben, querzudenken und Räume mit starken Kontexten für Entwicklung zu gestalten.

 

* ich schreibe in der DU-Form, da für mich jeder – ganz im beuysschen Sinne – ein Künstler ist, und Künstler duzen sich

**künstliche Intelligenz

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Everything was easier in the past „. Do you sometimes hear that when it comes to leadership?

 

Industrial age: work against money was the task, transactional leadership was the tool of choice.

 

„Great Man Theories“, the idea that there are „natural born leaders“ lasted a long time. In some companies I still encounter this attitude today.

 

And did you know that many leadership seminars still teach lessons that are almost 100 years old ?   For so long has it been since Kurt Lewin, the founder of social psychology, examined whether the behavior can change a situation. He is considered the father of the three classic leadership styles that are there:

 

 Authoritarian or hierarchical leadership style – democratic or cooperative leadership style – laissez-faire leadership style.

 

Anyone who wants to or has to lead the way for the future needs new management tools, because the traditional ones are no longer effective !

 

 

Where does the need for a new leadership style come from?

 

We arrived in the VUCA world.

 

VUCA is an acronym for the English terms:   Volatility – Uncertainty – Complexity – Ambiguity

 

Born in a military college in the 90s, he has also spread to other strategic fields of action and describes difficult framework conditions in corporate governance.

 

We have to learn to deal with complex dynamic systems, and the trend for future development is clear, because we are on an exponential development curve through digitization. Hui ….

 

Everywhere in a company I am currently confronted with uncertainty and excessive demands, and as is often the case, after every alleged straw is seized in such situations.

 

Currently this is mostly on AGIL.

 

Reduced to the pure agile tools, everything should sprint or time boxing.

 

Not that I am not a friend of the stopwatch or well-structured processes. This is not really new, and it is good if the last time-burning meetings are also being put to the test through these processes.

 

But what I miss in this discussion is the discussion about the attitude behind it as well as the knowledge about origins and meaningfulness.

 

Often, customer inquiries ask about my ability to convey agility knowledge and my goal is to make the system more agile after my assignment, but then I often experience the company’s „bunny heart“ in the next step. The new, flexible, modern in the preparation of old-fashioned is simply not treated contemporary.

 

Synchronous instead of asynchronous

Formal and fixed instead of dynamic

In a formal structure instead of in flow With a strong top-down control Authoritarian instead of collaborative about behavior instead of attitude.

A pity! For we are in the midst of change and in the Darwinian sense, the fittest will survive.

 

But what does „being fit“ mean in the context of dynamically complex changes?

 

We can clearly see that the planability of a project over 2 years with a specifically described starting point A and end Z no longer works, and is explained wonderfully in the Cynefin framework. Iterative procedure is necessary. As in real life, one step at a time.

 

Learn from artists

 

For me as an artist, this is not new. I am aware today that my involvement in establishing a direct sales organization has profited, in particular, from my experience in dealing with the artistic process. And that my approach to creativity has helped us as a team to be more successful and, above all, happier.

 

In the corporate world, however, we suffer from having to patch up everything.

 

But: „a fool with a tool“ – you know all this …

 

And so the creativity often falls victim to this phenomenon and is reduced to mere application of methods.

 

But we should start by dismissing them from this context and acknowledging them.

 

Acceptance as the most important treasure that we humans have noticed and that will continue to make us – and I hope, for a very long time – superior to the AI (Artificial Intelligence).

 

Creativity manifests itself in an open attitude and in a certain way of working. That’s why modern leaders can learn a lot from artists.

 

What agility and art have in common

 

How does leadership work? And how do your employees benefit from the new management style?

 

How do we manage to adapt our behavior or better, our attitude, to the conditions of our time?

 

In an agile context we are invited to experiment, to learn together and to allow mistakes. And that is – as every paradigm shift – challenging and alien.

 

That is why it is worthwhile to look at professional groups that have always worked agile. And above all, these are the artists. Just as leaders master artists complex tasks. However, attitude and approach are fundamentally different from the classic leadership ideal.

 

Let’s look at seven characteristics of artistic action.

 

Artists get involved in the creative process At the beginning, artists do not know where to take their new project. They start with an idea but by no means consider to work out the self-imposed task according to a fixed plan. You know that every new solution is preceded by an incubation period.

 

They are interactive and can not be irritated by failed attempts. In general, their frustration tolerance is high. Your working mode is: work on a task and release it. They trust that their unconscious mind is still active.

 

They have a high degree of intellectual flexibility Contradictions are neither frightening nor blemish to them. Rather, they are interesting because they call for a change of perspective: can the contradictions be combined? Which variants are conceivable? Which resources are tangible and what can they work with? An artist looks at apparent opposites from different perspectives and with an open mindset. The evaluation takes place according to objective criteria, constructive and not right or wrong.

 

Artists see opportunities everywhere. They are constantly absorbing and seeing solutions that are food for further consideration. A notebook is a solid companion because they know about the fact that good ideas are fleeting.

 

Artists release familiar perspectives. They do not cling. They prefer to step back and refrain. This „dissociation“ allows fluidity and flexibility.

They are persevering because they are driven by an idea, born of a vision. They have their „WHY“ in their hearts.

 

They take responsibility but do not take mistakes personally because they know that they are part of something bigger.

 

And the most important indication for a creative mind is the openness to new experiences.

Creativity means creating something new. Or: abstract, alienate and reassemble. Creativity is by no means linked to a solid job profile.

 

A good leader is therefore a leader for me.

 

And to clear up with the romantically transfigured idea of ​​an artist’s work: creativity is often hard work. Or Edison: 99% transpiration and 1% inspiration

 

Leading – us and / or others is an integral part of our lives. The question is to what extent do we allow ourselves to gain an artistic side from leadership work?

 

The argument is worthwhile, because creative work motivates. Creativity is the essence of human beings. When leaders open up to this spirit and work themselves, they motivate their employees. By opening up to a creative process, we open spaces for co-creation. This will be even more important in the future and then co-creativity is not just a buzzword, but a profoundly fulfilling experience.

 

And that’s why I wish for more leaders.

 

In this sense

 

Stay inspired !

 

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