Unwiderstehlich

ist für mich das frische Grün, das ich seit ein paar Tagen in seiner Durchbruchstimmung fast fühlen kann! Greenery ist übrigens auch die Farbe dieses Jahres und ich begrüße diese Wahl sehr. Ist doch Grün die Farbe der Mitte, der Neutralität, beruhigend, ohne zu ermüden. Die Farbe Grün fördert Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Ausdauer, Toleranz und Zufriedenheit. Natur halt und ich hätte schon eine Idee, wessen Räume ich gern in dieser Farbe streichen würde, da müsste dann aber sicher etwas Gold weichen…

Weichen musste auch der Inhalt meines Ateliers. Wer dort im Augenblick vorbeiflaniert, sieht, dass meine Schaufenster liebevoll beschriftet und verklebt sind. All der bunte Inhalt ist in einem Storage untergebracht und nun wird innen kräftig gebohrt und gewerkelt, damit ich im Mai eine frische Fläche mit noch mehr Möglichkeiten eröffnen kann und mit noch mehr Inspiration.

„Es brennt in mir ein Verlangen, in Einfachheit groß zu werden“ – Paula Modersohn Becker

A propos Inspiration. Ja, liebe Paula, inspiriert! Das hast du mich in den letzten Tagen! Inspiriert und berührt! Schon als ich in Worpswede im vorletzten Jahr mit einer Malgruppe im Modersohn-Beckerschen Haus stand, konnte ich mich den Bildern dieser besonderen Frau nicht entziehen. Ihre Geschichte hat uns an dem Tag alle sehr berührt. Nun sollte mir vor ein paar Tagen ein Buch mit Briefwechsel aus ihrem Leben in die Hände fallen und ich konnte es einfach nicht aus Händen und Gedanken legen. Aus diesem Grund heute ein paar Worte zu ihr.

Paula Modersohn ist tragisch nach der Geburt Ihres ersten Kindes mit 31 an einer Embolie gestorben – „wie schade“ waren ihre letzten Worte. Sie wurde zu Lebzeiten nicht geachtet bis verspottet ob der vermeintlich groben Malweise. Als sie es in Worpswede nicht mehr aushielt, machte sie sich erneut auf nach Paris, dem damaligen Zentrum der Kunst. Ihrem Ehemann wurde daraufhin empfohlen, sie als verrückt einweisen zu lassen. Zu dieser Zeit keine Seltenheit sich renitenter Ehefrauen auf diese Weise zu entledigen. Doch sie hat einen Mann geheiratet, der sie wohl wirklich geliebt, unterstützt und der zu guter Letzt auch ihre Arbeit anerkannt hat. Modern, ihrer Sache beeindruckend sicher, greift sie, wie auch Picasso zu dieser Zeit, zu maskenhaften Formulierungen um das Abbild auszutreiben. Das Abbilden vermeiden und dennoch das Portrait zu wählen. Wie faszinierend.

Eine mutige Frau mit einem so spürbar enormen Drang, sich als Künstlerin zu behaupten und zu entwickeln. Bedenke, zu dieser Zeit durften Frauen in Deutschland noch nicht an den Akademien studieren. Ihnen wurden künstlerische Fähigkeiten abgesprochen, sie hatten ihren Platz in der Küche und in der Versorgung ihrer Männer.

„Nach Kraft ringen. Das klingt alles so dramatisch. Man tut eben, was man kann und legt sich dann schlafen. Und auf diese Weise geschieht es, dass man eines Tages etwas geleistet hat“

Ja, ihre Geschichte, ihre reifen Worte und ihre klare, mutige Haltung haben mich berührt. Sicher nicht zuletzt auch aus dem Grund, auch heute noch zu sehen und zu erfahren, wie herausfordernd es ist, sich gleichzeitig Familie und der eigenen Berufung zu verschreiben. Oder auch, sich der Kunst zu verschreiben um womöglich auch noch davon leben zu wollen ;-). Daher widme ich diesen Beitrag all den mutigen, klugen und großartigen Frauen, die Entwicklung voran tragen und all den klugen Männern, die sie darin unterstützen und sich nicht bedroht fühlen.

Ich empfehle den Besuch der Ausstellung im Bucerius Forum noch bis zum 01.Mai. Auf jeden Fall lohnt es sich, auch den kurzen Film zu sehen, der dort gezeigt wird und in dem viele ihrer Briefe zitiert werden.

Im wundervoll traditionellen Holi Kino in Harvestehude läuft zur Zeit auch noch der Film über Paula. Schöne Bilder, schöne Geschichte, in künstlerischer Freiheit für meinen Begriff etwas stark einem Liebesfilm angepasst.

Liebe Paula, ich danke dir für das umfangreiche Werk, dass du in den wenigen Jahren deines Lebens geschaffen hast.

Danke für deine Lebenslust und deine Klugheit und die Liebe zur eigenen Entwicklung.

Denn darum geht es doch, oder?!

„Wir haben uns ja die Hände gereicht, um mit vereinten Kräften feiner zu werden, denn wir sind ja noch lange nicht auf unserem Höhepunkt, ich noch LANGE nicht und Du auch nicht, Lieber, Gott sei Dank! Denn Wachsen ist ja das Allerschönste auf dieser Erde.“

Ein gutes Schlusswort für heute!

In diesem Sinn

bleiben wir inspiriert¡

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